Am Sonntag habe ich einen wunderschönen Tag mit sehr lieben Menschen auf der VeggieWorld in Wiesbaden verbracht. Leider habe ich ganz vergessen, Fotos von der Messe an sich zu machen (was natürlich zeigt, wie viel Spaß ich hatte 🙂 ). Deshalb klickt am besten hier für fotografische VeggieWorld-Eindrücke! Es gab viele tolle Stände und leckere vegane Produkte zum Probieren. Hier seht ihr meine Ausbeute:
Der Wheaty-Stand hat am Ende seine Produkte zu UNSCHLAGBAREN Preisen rausgehauen! Da musste ich einfach zuschlagen! Ich habe 4 Packungen Weenies und die Grillschnecke für nur 4,50€ bekommen 🙂 Der Vego-Riegel hat 3€ gekostet und die Spacebars 0,80€ pro Stück.
Desweiteren gab es noch sehr interessante Vorträge, auf die ich gerne kurz eingehen möchte.
Sebastian Zösch und Nora Winter (Geschäftsführer und Mitarbeiter vom Vebu) erklärten Wege, wie man für Tiere und den Vegetarismus/Veganismus aktiv werden kann.
Ein Highlight war der Vortrag „Speaking truth to power“ von Melanie Joy, der im Gegensatz zu ihrem Karnismus-Vortrag direkt an Vegetarier/Veganer*innen und Aktivisten*innen gerichtet ist. Obwohl ich den Vortrag schon einmal im Sommer in Berlin erleben durfte, war es sehr hilfreich, ihn ein zweites Mal zu hören. Denn damals war ich ganz, ganz frisch Veganerin geworden und habe viele Dinge noch mit anderen Augen gesehen.
Danach folgte noch ein Seminar in kleiner Runde mit Sebastian Zösch und Melanie Joy, in dem die Teilnehmer*innen Fragen stellen konnte.
Vor allem Letzteres hat mir sehr geholfen und ich möchte ein paar Punkte mit euch teilen, die ich für mich persönlich in Erinnerung behalten habe und hilfreich/wichtig fand:
- Ich persönlich habe mich immer gesträubt, Bilder oder Videos von Massentierhaltungen/Schlachtungen usw. zu teilen, da ich sie für abschreckend und nicht überzeugend gehalten habe. Das liegt vielleicht daran, dass ich selbst noch nie absichtlich solche Videos anschauen konnte. Allerdings sollen Bilder und Videos eine emotionale Verbindung zwischen den Zuschauern und den Tieren aufbauen, die sonst nicht erreichbar ist, und dadurch den Zuschauer motivieren, sein Verhalten zu ändern. Das heißt für mich: nicht genervt werden, wenn Veganer*innen auf sozialen Netzwerken grausame Videos oder Bilder teilen!
- Melanie Joy gab den Tipp, auf die Frage „lebst du vegan?“ zum Beispiel folgendermaßen zu antworten: „Heute bin ich vegan, ABER ich habe die ersten 20 Jahre meines Lebens Fleisch gegessen“. Dadurch bleibt die Verbindung zwischen euch und dem Gesprächspartner erhalten, der Gesprächspartner kann sich eher in euch hineinversetzen und zeigt oftmals sogar eine Art von Erleichterung.
- Wir alle kennen ja das „Argument“ von Fleischessern „Ja, aber ich esse nur Bio-Fleisch oder Fleisch vom Bauern um die Ecke“ oder (eher selten) „Was ist, wenn ich das Tier selbst großziehe und töte?“. Anstatt genervt zu werden und dieses Argument überhaupt nicht anzunehmen, hilft es vielleicht mehr, die Gegenüber auf dieses Verhalten festzunageln. Denn oftmals ist es ja tatsächlich nicht so, dass derjenige nur Bio-Fleisch konsumiert. Das heißt, man könnte entgegnen: „Was machst du dann in Restaurants?“ „Okay, wenn du tatsächlich NUR Fleisch vom Bauern um die Ecke konsumierst/selbst jagst, dann finde ich das in Ordnung.“ Dadurch überrascht man erstens den Gesprächspartner („Was? Der Veganer erlaubt mir das Jagen? 😉 ) und bewirkt, dass die Person tatsächlich so konsistent ist und das auch wirklich umsetzt. Während man es wahrscheinlich (erst einmal) nicht erreichen kann, dass die Person komplett auf Fleisch verzichtet, erreicht man zumindest, dass sie im Endeffekt weniger Fleisch konsumiert.
- Sebastian Zösch meinte, dass es für ihn gut ist, dass seine Mutter Fleisch isst, weil er dadurch nicht in seiner „veganen Seifenblase“ lebt und den Zugang zu Fleischessern bewahrt. Er verliert den Blickwinkel nicht, warum manche Menschen Fleisch essen und das hilft ihm wiederum bei seinem Aktivismus und dabei, Menschen zum Vegetarismus/Veganismus zu überzeugen. Das finde ich wirklich sehr wichtig. Man darf sich als Veganer nicht zurückziehen, denn damit erreicht man überhaupt nichts!
- Damit zusammen hängt auch der nächste Punkt: Als Aktivist darf man sich nicht darauf konzentrieren, wie viele Menschen man zum Veganismus überzeugt hat. Man muss auch im Auge behalten, wie viele Menschen man potentiell abschreckt! Viele Veganer*innen verlieren den Bezug zu Fleischessern, vergessen, dass sie selbst Fleisch gegessen haben und können sich nicht mehr in die fleischessende Person hineinversetzen. Sie werden beleidigend oder schrecken durch andere Weisen Fleischesser vom Veganismus oder Vegetarismus ab. Da bringt es dann überhaupt nichts, wenn ein Mensch wegen ihnen vegan lebt, während sich zig andere Menschen durch ihre Verhaltensweisen vom Veganismus distanzieren.
Obwohl ich erst seit relativ kurzer Zeit vegan lebe, merke ich, dass ich viele angesprochene Punkte im Hinterkopf behalten muss. Denn ich merke manchmal, wie sehr ich die Verbindung zu Fleischessern und deren Gedanken verliere. Dadurch dass mein Freund mittlerweile vegan lebt, meine Familie in meinem Dabeisein vegan isst und ich noch studiere (aber nicht in der Mensa esse), muss ich es auch fast nie ertragen (schon allein, dass ich das Wort „ertragen“ benutzen muss, ist erschreckend, aber es ist wirklich so!), dass Menschen in meiner Umgebung Fleisch essen. Der Mensch ist halt wirklich ein Gewohnheitstier und ich habe mich so sehr daran gewöhnt, dass niemand um mich herum Fleisch isst, dass es mich furchtbar stört, wenn ich dann mal in die Situation komme. Natürlich würde ich nie etwas zu dem fleischessenden Gegenüber sagen (geschweige denn ihn beleidigen), aber schon allein die Tatsache, dass ich mich dann total unwohl fühle, verunsichert mich. Denn ich weiß, dass es der falsche Weg ist, mich von Menschen zu distanzieren, die Fleisch essen. Deshalb fand ich die genannten Punkte, das Seminar und die Vorträge sehr inspirierend und hoffe die Aspekte in Zukunft umsetzen zu können.
Wie ist das bei euch? Geht es euch da ähnlich? Und ward ihr auch auf der VeggieWorld und wenn ja, was hat euch am besten gefallen?
Es war wirklich ein tolles Erlebnis für mich und ich freue mich auf die nächste VeggieWorld!
Danke für diese interessante Zusammenfassung!!! Vor allem das mit der Abschreckung finde ich wichtig! Ich glaube nicht, dass man jemanden davon abhält, Fleisch etc. zu essen indem man (ohne konkreten Anlass/Aufforderung) einen Moralvortrag hält, sondern indem man zeigt wie einfach und toll Vegan-Sein ist. Dann kann man ja immer noch ab und zu auf diverse Gründe für vegan hinweisen, wenn es sich ergibt. Fast mein ganzes Umfeld isst Tier, von daher bin ich es gewöhnt… :/ Aber durch mich wird wenigstens öfter mal ein Gemüsegericht ausprobiert oder Beilagen für alle vegan gekocht. Langsam, aber doch 😉
Genau, ich bin auch davon überzeugt, dass das der oder zumindest ein richtiger Weg ist 🙂
Ich bin auch irgendwie froh, dass ich in meinem Umfeld früher keine Veganer/Vegetarier hatte, denn meine Umstellung hat auch mehr als 1 Jahr gedauert und wenn mich da jemand zu sehr unter Druck gesetzt hätte, wäre ich heute vielleicht nicht vegan…
Das zeigt mir auch, dass man wirklich geduldig sein muss und auch zufrieden sein muss, wenn jemand auch einfach mal nur vegetarisch/vegane Gerichte ausprobiert–>every meal counts :). Du bewirkst bestimmt auch einiges in deinem Umkreis und mit deinem wunderbaren Blog sowieso! 🙂
Mir geht es genau wie dir! Wenn ich von jemanden ständig unter Druck gesetzt werde (egal bei was), möchte ich sofort damit aufhören. Das war bei mir in der Schule in Französisch beim Vorlesen so: meine Lehrerin hat mich immer wieder dran genommen und nach jedem Satz/Wort korrigiert und ich mir war das so peinlich, dass ich gleich Französisch für alle Zeit an den Nagel gehängt hab haha
Oooh, das ist lieb, da werd ich gleich rot 🙂 MERCI 😉
Liebe Astrid, ich habe den Tag auch sehr genossen und es war sehr schön für mich, ihn mit Menschen zu verbringen, die voll und ganz hinter dem Veganismus stehen, so wie ich auch. Ich habe leider in letzter Zeit ein paar unschöne Erfahrungen machen müssen, leider auch gerade aus meinem Freundeskreis und mit Menschen, die ich eigentlich anders eingeschätzt hatte…
Leider komme ich hier auf dem Dorf auch nicht weit damit, einfach mal veganes Essen anzubieten. Es wird schlichtweg abgelehnt und ich als Freak dargestellt. ( Komischerweis kommen hinterher ganz oft die Frauen und finden es doch interessant, sie „dürfen“ es aber nicht zugeben, da ihre Männer strikt dagegen sind und auf ihre tägliche Fleischration beharren… )
Ich weiß nicht, ob die Menschen im ländlichen Raum da einfach noch viel länger brauchen…
Ich habe aber auch Einiges aus dem Vortrag von Melanie Joy mitnehmen können und es hat mich eher noch bestärkt, weiterhin zu dem zu stehen, was ich tue.
Ich hüte mich davor, missionieren zu wollen, auch wenn komischerweise das Thema immer die „Anderen“ beginnen…
Ich darf mir das einfach auch nicht so zu Herzen nehmen, auch wenns schwer fällt. Dies säen von kleinen Samen, diese kleinen Anstöße, sich mal mit dem Thema zu beschäftigen, dass ist es, was zählt…!
Liebe Grüße
Liebe Petra,
Es tut mir wirklich Leid, dass du es momentan in deinem Freundeskreis so schwer hast. Ich denke, dass es auf dem Dorf wirklich noch etwas länger dauern wird, bis das Thema akzeptiert wird…leider…
Du hast es genau richtig gesagt: Du darfst es dir einfach nicht so zu Herzen nehmen, aber wie Melanie Joy auch gesagt hat: es gibt Dinge, die einfach nicht okay sind. Und wenn man wegen der Ernährung geärgert wird, dann ist das genauso wenig in Ordnung wie wenn man wegen des Aussehens oder Gewicht usw. ausgegrenzt wird…
Aber es ist wirklich manchmal schwierig damit umzugehen und ich verstehe dich sehr gut, dass du momentan so ein kleines Tief hast – das habe ich auch zwischendurch. Ich habe leider schon sehr ablehnende Reaktionen von einer (ehemaligen 😉 ) Freundin erfahren müssen. Und man kann ja nur erahnen, was Menschen hinter dem Rücken alles erzählen…Mir hilft da immer der Gedanke: Wenn jemand über dich redet oder dich beschimpft, dann sagt das mehr über die Person selbst aus als über dich!
Und dann kommt doch wieder die Hoffnung und die positive Überraschung (denk an deinen Bruder, der die Sojaschnetzel gekauft hat 🙂 ). Übrigens finde ich Stefans Verhalten (zumindest was ich so über facebook mitbekomme 😉 ) wirklich super! Da kannst du auch wirklich dankbar sein 🙂
Ich hab dir noch gar nicht erzählt, wie ich mich gefreut habe, als ich gehört habe, dass du vegan bist 🙂 dass es überhaupt auf dem Dorf schon Veganer gibt, ist schon echt ein Zeichen, finde ich! Du leistest da ja Pionierarbeit 🙂 Ich hoffe jedenfalls, dass es bald wieder besser für dich läuft! Irgendwann ist vegan sein „normal“, da glaube ich ganz fest dran 🙂
Liebe Grüße!