Zuletzt aktualisiert am 1. Oktober 2022 von Astrid

VegetarianLisa

Ich studiere Philosophie im Hauptfach (6. Semester). Wieso, das wusste ich selbst irgendwann nicht mehr genau. Nach dem Abi hatte ich keine wirkliche Ahnung, was ich sonst machen soll. Da ich mich sehr für Philosophie und Ethik interessierte, dachte ich, einen Versuch ist’s wert. An der Uni stellte sich das Fach größtenteils als Enttäuschung heraus. Mit dem Philosophieren über den Sinn des Lebens hatte es wenig zu tun. Stattdessen war es Detailarbeit, pingelige Logik und Definitionsfragen. Trotzdem wollte ich nicht abbrechen. Zum Glück!

Wieso macht mein Studium plötzlich Sinn für mich? Weil ich gelernt habe, zu denken. Ganz einfach. Nicht, dass ich behaupte, Menschen, die nicht studiert haben, können nicht denken, keineswegs! Nur ich konnte es vorher nicht. Mein Philosophiestudium hat mich dazu bewogen Vegetarierin und Veganerin zu werden – die beste Entscheidung meines Lebens. Vielleicht wäre mir auch ohne das Studium irgendwann ein Licht aufgegangen, aber so lange wie ich gebraucht habe, um endlich mein Leben umzustellen, bezweifle ich das!

Schon in meinem 2. Semester habe ich ein Seminar über Peter Singers Ethik belegt. Singer ist ein australischer Philosoph, der bedeutende Werke im Bereich Tierethik verfasst hat. Tierethik beschäftigt sich mit der moralischen Beziehung zwischen Menschen und Tieren. Was ist der moralische Status von Tieren? Welche Rechte haben Tiere? Und welche Verantwortungen haben wir Menschen ihnen gegenüber? Diese Fragen versuchen Tierethiker zu beantworten. Anfang 2011 kam ich also das erste Mal mit dem Thema in Berührung. Es war ein wirklich interessantes Seminar und es brachte mich zum Nachdenken. Doch an meinem Handeln änderte ich – nichts.

Genau ein Jahr später belegte ich ein Seminar über Ökologische Ethik. Das ist sozusagen der Überbegriff der Tierethik und beinhaltet noch viel mehr: Wie sollten wir mit der Natur umgehen? Was ist moralisch berücksichtigenswert – Menschen, Tiere, Natur, Pflanzen? Durch dieses interessante Seminar habe ich mich intensiver mit dem Thema Fleischkonsum beschäftigt.

Nach ein paar Wochen beschloss ich, dass ich es einfach mal ausprobiere ohne Fleisch. Während der Fastenzeit habe ich also komplett vegetarisch gegessen. Ich hatte wirklich keinen anderen Hintergedanken und noch überhaupt nicht den Wunsch Vegetarierin zu werden. Ich wollte schlicht und einfach mal sehen, wie es ist. Da ich anfangs überhaupt nicht wusste, was ich denn da noch kochen soll, waren für mich Restaurantbesuche besonders hilfreich. Ich hatte, glaube ich, vorher noch nie in einem Restaurant eine vegetarisches Gericht gewählt. Die waren echt lecker! Und sogar günstiger! Nach und nach klappte es beim Kochen dann auch besser und mein Geschmack hat sich ein bisschen verändert. Gemüse mochte ich früher überhaupt nicht so und auf einmal fand ich es lecker und vor allem sahen die Gerichte immer so schön bunt aus 🙂 Mir hat das Kochen auf einmal richtig Spaß gemacht!

Doch schnell ging die Fastenzeit auch wieder vorbei und an Ostern feierte ich das erst einmal mit Schinken. Doch so geil fand ich den dann eigentlich gar nicht mehr. Und auch generell wollte ich danach irgendwie nicht mehr so oft Fleisch essen. Ich habe es überhaupt nicht vermisst. Zu Hause wollte ich nicht mehr mit Fleisch kochen und auch beim Essengehen wählte ich meistens ein vegetarisches Gericht. Also war ich dann führ ein paar Monate Flexetarierin und habe nur sehr selten (vielleicht einmal im Monat) Fleisch gegessen.

Das Seminar schloss ich dann mit einer Hausarbeit über Peter Singers Begründung des Vegetarismus ab. Und genau ab da wurde ich Vegetarierin. Durch die Recherche zur Hausarbeit (obwohl ich einen großen Bogen um die Stellen machte, die Massentierhaltung und Schlachtungen beschreiben) wurde ich mit alle möglichen Fakten konfrontiert, die ich bis dahin noch nie so wirklich realisiert hatte. Es ist einfach unglaublich in welchen Massen Tiere heutzutage gehalten und getötet werden und unter welchen Umständen. Von den Auswirkungen auf die Umwelt, Gesundheit oder Welthunger hatte ich auch noch nie was gehört. Klar für mich war: Es war unmöglich für mich so weiterzumachen wie vorher. Ich konnte unmöglich noch Fleisch essen, jetzt als ich wusste, was es alles anrichtet.

Doch trotzdem war auf einmal Panik da: Scheiße, nie mehr Currywurst, nie mehr Hot Dogs, nie mehr Salami (ihr seht, ich hab mich echt gesund ernährt 😉 )??? Am Ende bin ich doch eine echte Egoistin. Da les ich diese ganzen Nachteile des Fleischkonsums, schreibe sogar eine Arbeit, in der ich mich für Vegetarismus ausspreche und am Ende beharr ich doch auf meine Currywurst, nur wegen des Geschmacks??? Zum Glück hielt das Dilemma nicht lange an! Denn ich fand: alles-vegetarisch.de. Das ist ein veganer Onlineshop und da gibt es einfach ALLES: Schnitzel, Salami, Steak, Wienerle, sogar Shrimps, Thunfisch und ihr werdet es nicht glauben: Hähnchenschlegel! Und das alles nur aus Pflanzen! Ist doch echt unglaublich! Wieso denn DANN bitte noch Fleisch essen? Nein, danke 🙂 Tofuwürstchen sind eh viel geiler! (Da findet man auch keine ekligen Knorpel drin.)

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Hier geht’s zum dritten Teil von „Meine Geschichte: Wie bin ich Vegetarierin/Veganerin geworden?“